Mes giavisch... - Ponderà vegn en las muntognas – lavurà en las citads

RTR sa fatschenta durant trais mais da la dumonda co ch'il Grischun vegn ad esser en 100 onns. En quest connex publitgeschan RTR e la FMR ensemen mintga venderdi ina columna d’ina persunalitad grischuna, in text che sa fatschenta exact cun questa dumonda: Co vesa ora il Grischun en 100 onns?

RTR publitgescha tut ils texts excepziunalmain en la versiun originala, quai vul dir en l'idiom dal columnist ubain da la columnista, en Rumansch Grischun u er en lingua tudestga.

2023 war das Jahr der grossen Wende, vor 100 Jahren. Putin drohte damals mit dem Einsatz von Nuklearwaffen, setzte dem Westen ein Ultimatum. Da standen ein paar clevere Bündner Politiker zusammen, griffen das Thema mit einem Atomphysiker der ETH auf und überzeugten West wie Ost von einer sinnvollen Nutzung der Atomaren Sprengköpfe. Statt Bomben setzten sie die Energiegewinnung in den Mittelpunkt, offerierten den Herren auf der politischen Weltbühne das Steinbock-Energie-Konzept, tauschten den Calanda mit dem Zürcher Uetliberg und boten den Berg als Endlagerstätte der Weltgemeinschaft an. In Chur wurde das Abkommen unterzeichnet und seither steht der friedlichen Nutzung der Atomenergie nichts mehr im Wege. (Über Abgeltungen für den Uetliberg wurde 100jähriges Stillschweigen vereinbart.)

Trotz massivem Bau von Elektrofahrzeugen konnte aber die Klimaerwärmung nicht gestoppt werden. 30 Jahre später (2052), stieg die Temperatur weltweit um weitere 5 Grad Celsius; Grönlands Gletscher schmolzen vollends, der Meeresspiegel stieg um 8 Meter. Hier in der Schweiz wachsen seither exotische Früchte aller Art, die Zentralheizungen wurden abgeschaltet – aber es war das Ende Hollands. Wieder traten pfiffige Bündner Politiker zusammen, öffneten weit die Arme und empfingen die Holländer in Graubünden. Seither kennt das Bündner Oberland bis auf den Oberalppass und die Gegend um den Ofenpass im Engadin die holländische Fraktion. Bedingung für die Gutheissung des Immigrationsgesuches war das Erlernen der romanischen Sprache. Der heutige Kampf um den Erhalt der deutschen Dialekte (wie das Valser Dütsch, das Kuurer Dialekt) geht auf diese Jahre der massiven Immigration der Holländer zurück.  

Die sinnvolle Nutzung der Nuklearenergie in den „Goldenen Jahren des Umschwunges“ (2050 – 2085) führte zur Entwicklung von Kleinflugzeugen, die man früher als fliegende Untertassen bezeichnete. So wurde der Strassenbau weitgehend überflüssig. Die Strassen dienen heute vor allem als Versuchslabor für neue Früchte, Getreide, Gemüse und – dank den Holländern – wunderschöne Blumengärten schmücken die früher schrecklichen  Teerpisten. Die Entwicklung durch die Gebrüder Cavegn-Flying-Brothers der fliegenden Untertassen veränderte den Arbeitsmarkt fundamental! Die working people, wie man sie heute nennt, sind fast unabhängig von Zeit und Raum an diversen Arbeitsplätzen verfügbar, blitzschnell einsetzbar und können sich ab  12 h jeweils wieder der Familien oder dem Hobby widmen.

Leider, wie wir heute wissen, brachte aber die Klimaveränderung nach den „Goldenen Jahren des Umschwunges“ auch eine rasante Verschlechterung der Lebensqualität in den grösseren Städten des Unterlandes. Die Zeitspanne von 2085 bis heute trägt daher den Begriff „Epoche der Verdichtung“ und gemeint ist damit der Exodus der Städter Richtung Berge. Da die Bergregionen vor allem über 1000 Meter im Bündnerland sehr gesucht sind, wurde vor 5 Jahren der Numerus Klausus für den Zuzug für Zürcher eingeführt. (Das Berner Oberland kennt die gleiche Regelung für die Berner). Dieser Klausus findet in Form einer grammatikalischen Prüfung der romanischen Sprache statt, aber… la sfida è gronda! In alten Zeitungsartikeln aus den Jahren 2015 – 2025 (heute heisst diese Epoche „Dramaturgie des Negativen“) ist zu lesen, wie Wildtiere die Gemüter erhitzen konnten. Offenbar ging es damals um Wölfe, Pumas, Luchse, Bären… Da kam der Jäger Jenal aus dem Prättigau (2030) auf die „jenale“ Idee, diese Tiere ebenfalls als Jagdtiere mit einer Abschusslimite zu sehen, und das Problem war behoben.

Ein entscheidendes Jahr für die Bündner: 2029, als die Bündner ihrem WEF einen neuen Inhalt gaben. Fortan war nicht mehr das globale monetäre Gewinnstreben im Zentrum, sondern ein Think-Tank, der bis heute die Weisheit, die Ruhe, die Harmonie des täglichen Lebens als Brennpunkt sieht. So wurde Graubünden zum Sehnsuchtsort der Städter, dort wo intakte Lebensräume bestehen, Weite und Selbstentscheidung selbstverständlich sind. Wo früher Tourismuskonzepte geschrieben wurden, stehen heute Wohn- und Lebensqualität auf der Traktandenliste. Gedacht wird in den Bergen – gearbeitet in den Städten.

Aber auch unsere Zeit, heute 2122, hat seine Probleme. So kennen wir die Verarmung des Unterlandes. Dort die Städte mit aller Verdichtung und hier oben Licht und Sonne mit immer grösserer Zutrittsbeschränkung für Neuzuzügler.

Glücklich heute, wer Bündner Wurzeln hat!