1. Wie viele Rätoromanen gibt es? Romanisch als Hauptsprache seit 1880 bis heute
Während die Schweizer Gesamtbevölkerung wächst, sprechen immer weniger Menschen Romanisch. Heute geben nur noch 35'311 Erwachsene Personen (ca. 0,5% der Schweizer Bevölkerung bzw. 13,9% der Bündner Bevölkerung) Rätoromanisch als ihre Hauptsprache an (BFS 2020). Kinder unter 15 Jahren (im Jahr 2019 noch rund 5'200 Kinder mit Hauptsprache Rätoromanisch) wurden nicht berücksichtigt.

Werden die Personen mit Rätoromanisch als Hauptsprache und jene, welche Rätoromanisch als bekannte Sprache angaben, gemeinsam betrachtet, machen diese 1,5% der Schweizer Bevölkerung, ab 15 Jahren, aus. Somit sind hierzulande rund 104’000 Personen ab 15 Jahren mit dem Rätoromanischen vertraut. Genutzt wird das Rätoromanisch jedoch nur noch von rund 56'800 Personen (55%) (BFS ESRK 2014).
2. In der Schweiz sprechen mehr Menschen Türkisch als Rätoromanisch

Von den in der Schweiz gesprochenen Sprachen liegt Romanisch hinter den Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch, Portugiesisch, Albanisch, Serbisch / Kroatisch, Spanisch und Türkisch.
3. Romanisch wird überproportional von über 65-jährigen gesprochen

Im Vergleich zur Altersstruktur der gesamten Bevölkerung der Schweiz ist festzustellen, dass Sprecher/innen des Rätoromanischen im Schnitt älter sind. Die über 65-jährigen machen 30,4% der Rätoromanisch-Sprechenden aus, bei einem Anteil von 20,5% dieser Altersgruppe an der gesamten Schweizer Bevölkerung.
4. Die Geschlechtsverteilung ist ausgewogen

5. Die fünf romanischen Sprachregionen im Kanton Graubünden
Graubünden verfügt als einziger Kanton der Schweiz über 3 Amtssprachen (Deutsch, Romanisch und Italienisch). Rund 23'756 Personen geben Rätoromanisch als ihre Hauptsprache an. Dies entspricht rund 13,9% der Kantonsbevölkerung (BFS, 2020).
Ein Idiom ist eine Spracheigenschaft einer kleineren, meist regionalen Gruppe von Sprachbenutzern. Beim Romanischen sind die Idiome keine Dialekte, denn sie werden nicht nur gesprochen, sondern auch geschrieben.
- Sursilvan
Sursilvan ist das meistverbreitete Idiom und wird im Vorderrheintal (ab Laax/Flims), im unteren Valsertal bis nach Ilanz und in der Cadi (Kreis Disentis) gesprochen. Gemäss der Volkszählung aus dem Jahr 2000 sprechen 54,8% der Bevölkerung Romanisch. - Sutsilvan
Sutsilvan ist das am wenigsten verbreitete Idiom und wird im Gebiet Hinterrhein/Schamsertal gesprochen. Gemäss der Volkszählung aus dem Jahr 2000 sprechen 15,4% der Bevölkerung Romanisch. - Surmiran
Surmiran wird vor allem im Oberhalbstein (Surses mit Zentrum Savognin) und im Albulatal (Sotses) gesprochen. Gemäss der Volkszählung aus dem Jahr 2000 sprechen 44% der Bevölkerung Romanisch. - Puter
Puter wird im Oberengadin und Bergün/Filisur gesprochen. Gemäss der Volkszählung aus dem Jahr 2000 sprechen 30% der Bevölkerung Romanisch. - Vallader
Vallader wird im Unterengadin und Münstertal gesprochen. Gemäss der Volkszählung aus dem Jahr 2000 sprechen 79,2% der Bevölkerung Romanisch.
Lokal existieren noch dutzende von Ortsdialekten (z.B. Tuatschin, Medelín oder das Jauer aus dem Münstertal etc.), welche die romanische Sprachlandschaft zu einem verwirrenden Mikrokosmos machen.
6. Wo spricht man Rätoromanisch?
Rund 11'555 Menschen mit der rätoromanischen Hauptsprache (32.7%), leben ausserhalb des Kantons Graubünden.
7. Tiffel, truffel oder hardefel?

- Sursilvan: truffel
- Sutsilvan: hardefel
- Surmiran: tiffel
- Puter: ardöffel
- Vallader: Mailinter
- Rumantsch Grischun: tartuffel
Ein weiteres Beispiel ist der Wald – «igl uaul» – je nach Sprachregion aber auch «il god», «igl gôt», «igl gòld» oder «il guaud». Oder aber «Bun di», «bund de», «bien di», «bùn gi», «allegra!» Diese fünf Möglichkeiten gibt es auf Rätoromanisch für «Guten Morgen».
Wegen der früheren Abgeschiedenheit vieler Orte und Täler haben sich im Kanton Graubünden, 5 verschiedene Idiome entwickelt. Diese Sprachidiome sind teilweise so unterschiedlich, dass sich z.B. ein Rätoromane, der in Müstair im Münstertal wohnt und eine Rätoromanin, die in Disentis/Mustér in der Surselva lebt, nicht auf Anhieb verständigen können. Wenn man die Distanz zwischen Müstair und Disentis bedenkt, ist das aber nicht wunderlich, denn die beiden Orte trennt eine Postauto- und Zugreise von rund 4,5 Stunden. Das ist ca. gleich weit wie eine Zugfahrt von Chur, quer durch die Schweiz, nach Genf.
Mit dem Rumantsch Grischun hat man versucht eine einheitliche Schriftsprache zu etablieren. Link zu Rumantsch Grischun Beitrag
Gefallen dir unsere Infografiken?
Quellen: