Ich war aufgeregt, bis ich gesehen habe, wie alles funktioniert.
Andreetta Nogler, Sie sind als Kindergärtnerin tätig und haben nichts mit der Filmszene am Hut. Wie sind Sie zur Rolle der Frida Bonifazi in «L'ultim Rumantsch» gekommen?
Ein Freund meines Sohnes arbeitet in der Produktionsfirma von «L’ultim Rumantsch». Dieser schickte mir eine Einladung zu einem Casting, bei dem eine Schauspielerin gesucht wurde, die die Rolle von Frida Bonifazi spielt. Ich zögerte nicht lange und meldete mich noch am selben Abend an.
Haben Sie damit gerechnet, dass es mit der Rolle klappt?
Ich dachte: ich versuche es einfach. Ehrlich gesagt, eher mit wenig Hoffnung, dass ich tatsächlich ausgewählt werde. Aber ich habe mich sehr gefreut, als ich die Zusage bekommen habe.
Sie waren vor Ihrer Rolle in «L'ultim Rumantsch» noch nie an einem Filmset. Wie war die Erfahrung für Sie?
Mich hat vor allem beeindruckt, wie viele Personen an einem Filmset sind, wie viele Berufe zusammenarbeiten und wie diese Personen eine Schauspielerin den ganzen Tag begleiten: wer ist für die Haare zuständig, wer für die Kostüme, wer für das Licht und wer zeichnet den Ton auf. Das hat mich sehr beeindruckt.
Spannend war natürlich auch, mich in meine Rolle und damit auch in eine andere Person hineinzuversetzen. Eine Person, die ganz andere Züge hat als ich persönlich. Der Regisseur hat diesen Prozess sehr gut unterstützt und begleitet.
Wie war es für Sie am Filmset zu performen mit so vielen beobachtenden Personen?
Am Set herrschte eine hohe Konzentration aller Beteiligten. Jede Person bleibt bei ihrem Fachbereich und greift nur dann wirklich ein, wenn es in ihrer Verantwortung liegt. Die Atmosphäre war respektvoll und alle haben viel Geduld an den Tag gelegt, denn an einem Drehtag wird vielmals wiederholt. Dies nicht nur bei Szenen mit Laiendarstellerinnen und Laiendarstellern, sondern auch, wenn etwas mit Ton, Licht usw. nicht stimmt. Es war sehr angenehm und ein einmaliges Erlebnis.
Mussten Sie über ihren Schatten springen, um vor der Kamera zu spielen?
Ich war sehr aufgeregt, vor allem am Abend davor. Ich war aufgeregt, bis ich gesehen habe, wie alles funktioniert, wo man stehen muss und worauf man achten muss.
Sie spielen die Rolle der Frida Bonifazi, eine Hotelbesitzerin, eine Geschäftsfrau, die in der Serie um jeden Preis ein Familiengeheimnis verbergen will. Wie haben Sie sich in die Figur hineinversetzt?
Vor den Dreharbeiten hatten wir eine gemeinsame Sitzung, in der der Regisseur die Rollen erklärt hat und jeder einzelnen Konturen gegeben hat. Welcher Mensch ist Frida Bonifazi, wie denkt sie, wie ist ihr Charakter? Wir haben danach Übungen gemacht, um uns unserer Rolle anzunähern, um herauszufinden, welche Stimmung in welcher Szene herrscht und mit wem meine Figur Streit hat oder ein gutes Verhältnis hat. Mit diesen Informationen habe ich dann zu Hause den Text geübt und versucht, mich in die Rolle der Frida Bonifazi hineinzuversetzen.
Freuen Sie sich das Ergebnis bald auf der Leinwand zu sehen?
Ich bin sehr aufgeregt, die Serie zu sehen. Bis jetzt habe ich sehr wenig gesehen, nur ein paar Fotos und eine kurze Sequenz. Man muss dann auch die positiven und negativen Reaktionen und Kommentare aushalten. Für mich war es eine Erfahrung in zwei Akten: ein Teil war die Rolle zu spielen, und der zweite Teil besteht darin, das Endprodukt als Aussenstehende zu betrachten. Das sind für mich zwei verschiedene Dinge.
Die Serie «L'ultim Rumantsch» ist eine Rätoromanische Serie mit deutschem Einfluss. Wie hat dieses linguistische Zusammenspiel funktioniert?
Die rätoromanischen Schauspielerinnen und Schauepieler haben jeweils in ihrem Idiom gesprochen, andere haben für die Serie Rätoromanisch gelernt. Ich habe vor allem die Arbeit des Regisseurs Adrian Perez bewundert – er ist nicht Rätoromane und musste in einem rätoromanisch-deutschen Umfeld agieren. Er hatte viel Geduld und dirigierte die Schauspielenden am Set mit viel Ruhe.
Mir persönlich hat es viel Spass gemacht, Teil einer rätoromanischen Serie zu sein. Ich habe meinen Text gut vorbereitet, damit dieser auf Rätoromanisch gut fliesst. Mein Berufsalltag im Kindergarten in Chur ist hauptsächlich deutschsprachig, im Familienkontext und mit Freunden spreche ich Rätoromanisch. Es war für mich eine grosse Freude, in meiner Muttersprache zu spielen.